Präsidentenpalast Bratislava/Pressburg

Kolumne: Schmidts Katze

Čau, čau und mňau! Geht Ihnen die Frühsommer-Hitze auch so auf den Wecker wie mir? Mein Butler sitzt in kurzen Hosen und einem dünnen Shirt auf der Terrasse meiner Wohnung und tippt, was ich ihm diktiere. Aber ich armes Hascherl kann mein Fell nicht einfach so ausziehen. Nacktkatzen sehen für meinen maßgeblichen Geschmack außerdem übertrieben nackt aus. 

Mit anderen Worten, ich würde lieber im Schatten dösen, aber ich bin ganz außer mir. Ich habe nämlich endlich mal nette Leserpost bekommen, von Franzi Kovalčik aus Svit. Sie hat mich im Namen der OG Deutschendorf/Poprad für meine „interessanten“ Texte gelobt. Liebe Franzi, beste Grüße zurück!

Ich mag es sehr, wenn man mich lobt. Mein Butler lobt mich nämlich nie. Den ganzen lieben langen Tag nicht. Nicht mal, wenn ich ihm morgens von meinen nächtlichen Streifzügen eine nur noch schwach zuckende, leckere Maus oder eine halbtote Ratte mit Schnappatmung auf dem sündteuren persischen Teppich kredenze. Dann erzählt er mir, dass er angeblich Vegetarier sei. Sie wissen schon – Spargel und so. Mäusefleisch sei eklig, von Ratten ganz zu schweigen, poltert er. Na ja, die Zweibeiner verstehen eben rein gar nichts von einem ordentlichen Happen.

Und damit noch einmal zurück zu Franzi: So sehr ich mich über das Lob gefreut habe – es hätte durchaus deutlich euphorischer ausfallen können. Da ist noch viel Luft nach oben. Deutlich mehr hätte ich mich gefreut, wenn sie mich „total bezaubernd“, „unbändig klug“ oder „vom Wesen her hinreißend“ genannt hätte. Franzi hatte ihre Chance und hat sie leider etwas vertan. Dumm gelaufen.

Sie – die anderen Mouri-Fans – können es ab jetzt besser machen. Schreiben Sie einfach täglich eine „richtige“ Lobeshymne auf mich – an: karpatenblatt@gmail.com. Die Chefredakteurin wird sich wie irre freuen. Vielleicht steigt dann endlich auch mal das armselige Honorar für mich, das ich jeden Monat bekomme. Derzeit reicht das nicht mal für täglich in Butter geschwenkte Seezunge (ohne Gräten!) an einem Zweiglein Dill oder für ein schlappes Kilo frischer Nordseekrabben in original Meerwasser. Glauben Sie ernsthaft, mir sprudeln meine hochwichtigen Gedanken für Sie einfach so – ohne ordentliche Nahrung – aus meinem überaus klugen Köpfchen?

Na gut, na ja…immerhin bezahlt die Redaktion in Pressburg/Bratislava meine unnachahmlichen monatlichen geistigen Ergüsse in Euro. Wenn ich für das tschechische Schwestermagazin LandesEcho tief nachdenke, bekomme ich dafür nur äußerst schäbige tschechische Krönchen. Die armen Menschen in Tschechien, das werden Sie vielleicht nicht wissen, leben finanztechnisch noch hinter dem Mond, hat mir mein Butler erklärt. Das passt mir gar nicht. Denn am Ende bin es ausgerechnet ich, die darunter schrecklich leidet. Womit habe ich das verdient?

Wenn es denn wirklich so ist, dass die Slowaken und die Tschechen so tolle Beziehungen zueinander haben, wie es immer die Polit-Katzen und -Kater behaupten, dann sollten die Slowaken gefälligst mal ein bisschen Druck auf die Tschechen ausüben, endlich auch den Euro einzuführen. Es geht um nichts Geringeres als MEIN Wohlergehen. Oder muss der Herr Premier Pellegrini dreimal den heimlichen Premier Fico fragen, ehe er mal nach Prag kommt und ordentlich auf den Tisch haut?

Weil wir gerade bei den Polit-Katern sind. Den Herrn Oberkater Kiska gucke ich ja nicht mal mehr mit meinem Hinterteil an. Ich habe Nächte lang hindurch gemauzt, dass er noch einmal als Oberkater kandidiert. Nix da, hat er geantwortet. Geht man sooo mit seinen Fans um? Kätzchen Radičová schnurrt auch nicht eben zustimmend, was eine Kandidatur angeht. Was ist denn das für eine Wirtschaft? Jetzt hörte ich von meinem Butler, dass wenigstens Kater Minkoš kandidieren möchte. Nein, Entschuldigung, Mikološko. Der, der einst eine Kerzendemonstration organisiert hat, als es wirklich viel Licht in dunklen Zeiten brauchte.

Die Frage ist aber, ob dieser Zweibeiner auch eine gute Einstellung zu uns Vierbeinern hat. Das sollte ohnehin das entscheidende Kriterium dafür sein, ob jemand als Präsident kandidiert. Wenn es uns Katzen nicht gäbe, wäre letztlich auch die stolze Slowakei völlig hilflos den bösartigen Mäusen und Ratten ausgeliefert. Da helfen dann auch die Verbündeten der Nato nicht! Und ein zeitlich auf 22 Jahre begrenztes militärisches „Hilfsangebot“ aus dem Osten – vom Krallen bewaffneten Kater Putin – möchte 50 Jahre nach 1968 hoffentlich niemand mehr haben. Čau, čau und mňau!

Schmidts Katze Mourinka und ihr Butler Hans-Jörg Schmidt